SEO Day 2015 Recap

Seit 2011 hat sich der SEO-Day in Köln als ein Top Event für Online Marketing etabliert. Auch in diesem Jahr war es wieder so weit: Am 23. Oktober fand die diesjährige Veranstaltung im Kölner Rheinenergie Stadion statt. Mit dabei waren exzellente Speaker aus der SEO-Szene, die einiges an interessanten Techniken und Tricks in petto hatten.

Die aus unserer Sicht wichtigsten Vorträge möchten wir kurz zusammenfassen:

Konkrete SEO-Taktiken, die sofort umgesetzt werden können (Tobias Fox)

Der Reigen wurde von Tobias Fox eröffnet, der seit der erste Auflage in 2011 beim SEO-Day dabei ist. Fox präsentierte diesmal einen bunten Mix von Tipps für die tägliche SEO-Optimierung. Einige Dinge erschienen vielleicht zunächst etwas trivial („beim Website-Relaunch unbedingt 301-Redirects verwenden“), doch es wurde klargestellt, dass auch größere Unternehmen immer wieder grundlegende SEO-Fehler begehen – und das mit schwerwiegenden Folgen.
So könnte man die Kernbotschaft des Vortrags etwa so zusammenfassen: Achtet auf die Details, aber vergesst nicht das „große Ganze“. Fox wies diesbezüglich auch auf die Bedeutung der Gesamtstrategie einer Website bzw. des gesamten Unternehmens hin: Wer eine solche für sein Unternehmen nicht hat, kann auch seine Website nicht darauf ausrichten.

Fox warnte außerdem kleine und mittlere Unternehmen davor, blind gegen die „Big Player“ im Online-Business anzugehen. Stattdessen soll man sich Nischen suchen, ein spezielles und individuelles Produkt anbieten und seine Vermarktung entsprechend ausrichten.

Weiter wies Fox auf die kontinuierlich steigende Bedeutung der Mobil-Optimierung von Websites hin und empfahl dringend, die hierzu von Google gemachten Empfehlungen zu beherzigen. Auch betonte er die Bedeutung von hochwertigen Inhalten (Content) in Wechselwirkung mit einer entsprechenden Vermarktung. Wer Traffic auf seiner Website will, braucht exzellenten Content, der dann aber auch entsprechend vermarktet werden muss. Fachbeiträge müssen daher den Spagat schaffen, leicht zu lesen und auf die einschlägigen Suchbegriffe optimiert und dennoch inhaltlich exakt und prägnant zu sein.

Auch auf die Basisarbeit mit Suchbegriffen (Keywords) ging Fox ein und empfahl neben den diversen Google-Werkzeugen das Tool www.hypersuggest.com. Dieses gibt nicht nur passende Suchanfragen zurück, sondern zeigt diese auch in Kombination mit W-Fragen an. Leider ist die Performance des Tools noch ausbaufähig und man kann auch kein Suchvolumen erkennen bzw. muss dafür wieder auf den Google Keyword Planer zurückgreifen. Allerdings unterstützt es den SEO-Experten bei der Suche nach relevanten Keywords.

Herr Fox wies in diesem Zusammenhang darauf hin, bei der Keyword Recherche für einen Moment die Expertenbrille abzunehmen und aus Nutzersicht zu denken (bzw. nach Suchbegriffen zu suchen).


Mobile Ranking Faktoren 2015 (Marcus Tober)

Markus Tober, Gründer und Geschäftsführer von Searchmetrics, ging in seinem Beitrag auf die Besonderheiten der mobilen Suche ein. Er zeigte unter anderem auf, dass eine auf dem Desktop gut rankende Webseite noch lange nicht gut auf mobilen Endgeräten ranken muss.

Am 21.04.2015 hat Google seinen Suchalgorithmus angepasst und damit begonnen, nicht „Mobile Friendly“ Websites bei mobilen Suchanfragen abzustrafen. Diese als „Mobilegeddon“ bekannt gewordene Änderung hat dazu beigetragen, dass viele Webseitenbetreiber begonnen haben, ihre Websites auch für Smartphones zu optimieren (Stichwort „Responsive Design“). Was aber ist nun „Mobile Friendly“ und was unterscheidet eine „Mobile Friendly“ Webseite von einer Webseite, die nur auf Desktop-Computer optimiert ist?

Zusammengefasst kann man sagen, dass eine mobile Webseite „schlanker“ sein sollte um mit ihr eine gute Platzierung in den mobilen Suchergebnissen zu erzielen. Ist es auf Desktop-Computern noch angemessen, mehrere Menüpunkte anzubieten, kann dies auf mobilen Geräten eher störend wirken, da die Nutzer schnell an Informationen gelangen wollen, ohne sich lange durch Seitenstrukturen bewegen zu müssen. Durch eine einfache Menüführung und einen reduzierten Inhalt verbessert sich die Nutzererfahrung und Ihre Mandanten bleiben länger auf Ihren Seiten.
Auch die Ladezeiten sind ein entscheidender Faktor: Unterwegs möchte man möglichst schnell das finden, was man sucht. Lädt eine Seite unnötig lange, wechselt der potenzielle Mandant zur Konkurrenz.


Nutzerzentrierter Content & SEO-Benefits: 10 Tipps (Marcel Kollmar)

Der Vortrag von Marcel Kollmar zielte insbesondere auf die Erstellung qualitativ hochwertigen Contents ab und war somit auch sehr relevant für Anwälte, die neben den obligatorischen AdWords-Kampagnen auch interessante Inhalte für potenzielle Mandanten anbieten möchten.

Kurz zum Speaker: Marcel Kollmar arbeitet bereits seit 10 Jahren im Online Marketing und gehört somit zu den „alten Hasen“ der SEO-Szene. Als SEO-Abteilungsleiter bei otto.de hatte er 10 nützliche Tipps zur Gestaltung besseren Contents mitgebracht. Diese Tipps sollen natürlich lediglich Denkanstöße darstellen und dazu anregen, dass eigene (SEO-)Handeln immer wieder aufs Neue zu hinterfragen und neu auszurichten:

  1. Wie ist die Expertise des Autors zu beurteilen?
  2. Weist der Artikel stilistische, grammatikalische oder faktische Fehler auf?
  3. Bietet der Artikel einen Mehrwert ggü. anderen Treffern in den Suchergebnissen?
  4. Wieviel Arbeit wird in die Qualitätskontrolle der Artikel gesteckt?
  5. Betrachtet der Artikel beide Seiten eines Themas?
  6. Bietet der Artikel eine verständliche und umfassende Veranschaulichung des Themas?
  7. Würden Sie diesen Artikel bookmarken, weiterempfehlen oder mit Freunden teilen?
  8. Würden Sie diesen Artikel in einem Magazin, einer Enzyklopädie oder einem Buch veröffentlichen?
  9. Sind die Artikel nicht substantiiert oder lassen hilfreiche Einzelheiten vermissen?
  10. Sind die Artikel mit großer Sorgfalt und unter Berücksichtigung von Details ausgearbeitet oder wurden Details vernachlässigt?

Herr Kollmar legte den unbedingten Fokus auf den Kunden bzw. Mandanten. Die Inhalte sollten also nicht rein suchmaschinenoptimiert sein, sondern den Mandanten als Leser in den Mittelpunkt stellen. Nur qualitativ hochwertiger und ansprechender Text kann auf lange Sicht gewinnen. Die o.g. Fragestellungen dienen in diesem Zusammenhang dazu, sich vor der Verfassung eines Artikels einmal Gedanken darüber zu machen, wie dieser aufgebaut sein soll. Da viele Mandanten keine Ahnung von juristischen Fachbegriffen haben, muss man sich bei der Überprüfung der Texte also fragen, ob die Zielgruppe diese auch verstehen kann. Werden die Fragen der potenziellen Mandanten beantwortet oder sehen sich diese mit einer Vielzahl von Fachbegriffen konfrontiert? Es ist nämlich unbedingt erforderlich, dass auch komplexe Sachverhalte für den juristischen Laien verständlich aufbereitet werden.
Ist der Autor gut gebrieft bzw. wurden dem Autoren alle nötigen Informationen mitgeteilt, um einen exzellenten Artikel zu schreiben? All diese Fragen sind zu berücksichtigen um einen mandantenfreundlichen Text zu schreiben, der im besten Fall sogar weiterempfohlen wird.


What’s next SEO: Besucher in zahlende Kunden verwandeln (Mario Wolosz)

Wolosz stellte zunächst das eigentliche Kernziel heraus: Mit Traffic Geld verdienen. Dies bedeutet aber nicht, dass dies immer sofort möglich ist. Erforderlich ist eine zielgerichtete Strategie. Conversions sind wichtiger als Klicks – denn diese bringen letztlich die Kunden!
Wolosz rief den alten Ansatz von Jeffrey Land ins Gedächtnis, wonach – auf das Anwaltsmarketing angewandt – zunächst Vertrauen aufgebaut werden muss, bevor Nutzer wirklich zu Mandanten werden und eine Rechtsberatung beim Anwalt beauftragen. Auch heute noch kann man sich an das Credo halten: Man braucht durchschnittlich bis zu sieben Kontakte mit dem Websitebesucher, bis dieser zum Mandanten wird! Dies gilt natürlich nur für neue Mandanten – wer einen Mandanten erst einmal gewonnen und durch seine Arbeit überzeugt hat, wird ihn immer wieder als Mandanten haben – solange Produkt und Gegenwert stimmen.


Wie bekomme ich den Link von einer Zeitung?
(Katrin Diener)

Katrin Diener ist Journalistin und kümmert sich seit April 2012 um die Suchmaschinen-Optimierung für alle DuMont-Titel (Express, Kölner Stadtanzeiger, Kölnische Rundschau, Hamburger MoPo, Berliner Kurier usw.).

Sie betonte zunächst, dass sich Links von einer Zeitung extrem positiv auf das Ranking des eigenen Contents auswirken: „Der Link einer Zeitung ist ein Link, der knallt.“

Dafür kommt es vor allem auf ein gutes Beitragsthema an. Dieses sollte möglichst originell und „frisch“ sein. Wenn das nicht geht oder die Branche das nicht hergibt, sei es immer eine probate Möglichkeit, eigenen „neuen“ Content mittels Betrachtung durch einen neuen Blickwickel zu schaffen. Denken wie ein Journalist ist angesagt. So ist eine besondere Geschichte, die Einbindung einer konkreten Person, ein Aktualitätsbezug oder eine sonstwie geartete Einzigartigkeit immer eine Möglichkeit, das jeweilige Thema „aufzupeppen“. Auch eine neue Statistik oder Umfrage ist vielfach geeignet, (neues) Interesse an eigentlich eher „trockenen“ oder bereits vielfach behandelten Themen zu wecken.

Um tatsächlich einen Link auf den eigenen Beitrag zu bekommen, muss man anschließend gezielt den zuständigen Redakteur auf diesen ansprechen: Auch wenn sich dies in Zukunft ändern wird, ist dieser momentan vermutlich noch in den Print-Redaktionen zu suchen, da bei großen Zeitungen ein Beitrag immer noch zunächst für Print geschrieben und dann erst online gestellt wird. Daher muss man sowohl die Redaktion als auch den Redakteur ansprechen, sich als Experte für ein Fachthema zu erkennen geben und (falls vorhanden) mit Empfehlungen von anderen Redakteuren und Redaktionsleitern aus dem Medienbereich arbeiten. Denn es geht hier viel um den sprichwörtlichen „Fuß in der Türe“ und „Vitamin B“ – also Beziehungen und Kontakte zu Redakteuren.


Content Marketing in the Age of Mobile (Sepita Ansari)

Linkbuiliding-Experte Sepita Ansari beleuchtete die neuesten und spannendsten Entwicklungen im Mobilbereich. Die Zahl der Mobile User steigt und die der Desktop-only-Nutzer sinkt kontinuierlich und das hat natürlich Auswirkungen auf das Marketing und hier insbesonders auf die Aufbereitung des eigenen Contents für die Darstellung auf mobilen Endgeräten. Allerdings ist in diesem Zusammenhang zu beachten, dass die Zahl der mobilen Suchanfragen schon wieder leicht zurückgeht. Dies deutet darauf hin, dass der User zwar immer mehr „mobil“ ist, konkrete Suchen und tiefere Online-Recherchen dann aber doch lieber auf größeren und stationären Geräten als auf Handys und Tablets erledigt.

Der Fokus muss daher auf den Ausbau des Mobile-Auftritts der Website neben und in Wechselwirkung mit der normalen Desktop-Darstellung gelegt werden. Denn beide Webauftritte sind eng miteinander verzahnt und im Zusammenhang zu sehen. Es existierten drei Möglichkeiten, die Website für mobile Endgeräte zu optimieren, die alle spezifische Vor- und Nachteile aufwiesen:

Neben der klassischen Mobile URL – also einer eigenen Webadresse für den Mobilauftritt (sog. „mSite“) – ist dies das Responsive Design (Website passt sich an die Bildschirmgröße des Nutzers an) sowie ein „Dynamic Serving“, also eine Hybridseite sowohl für Mobile und Desktop auf einer URL, bei der aber abhängig vom User unterschiedlicher, auf dessen Endgerät zugeschnittener Quelltext (HTML) bereitgestellt wird. Googles Favorit sind momentan die Responsive-Lösungen von Websiten. Diese sind bei vielen Webauftritten aber noch nicht perfekt und oftmals nur halbherzig umgesetzt (z.B. mit zu kleinen Texten und Links) und lediglich „mobile friendly“.

Ansari ermunterte aber durchaus dazu, gegen die sich laufend ändernden Empfehlungen von Google vorzugehen. Ein gutes Beispiel eines gelungenen Webauftritts gegen die Empfehlungen von Google sei die Seite der britischen Zeitung The Guardian, die eine Hybridseite statt eines Responsive Auftritts bereitstellt. Dabei werden geschickt die spezifischen Vorteile dieser Lösung genutzt und es können bei Mobil- und Desktopansicht unterschiedliche Inhalte angeboten werden. Die Desktop-Seite ist nicht besonders schnell, aber die Mobilansicht überlegt optimiert – keine Werbung, schnell ladende Bilder, Reduktion aufs Wesentliche. Die daraus resultierende hohe Ladegeschwindigkeit auf Smartphones honoriere letztlich auch wieder Google – auch wenn dies gegen die eigenen Empfehlungen erreicht wird.

Ansari betonte schließlich die Wichtigkeit einer nachhaltigen Marketing-Strategie unter Einbindung des Mobilbereichs. Dies setzt eine Analyse des Userverhaltens, differenziert nach Endgeräten voraus. Zur Keyword Recherche soll z.B. der Keyword Planner in der Mobile Version verwendet werden. Dabei dürfen nicht Keywords, sondern vielmehr die Inhalte im Fokus stehen („User Centric Content Strategie“). Unternehmen müssen den Kunden bzw. Mandanten auf allen zur Verfügung stehenden (Werbe-)kanälen ansprechen, ohne dabei das klassische 1×1 der Werbung zu vergessen (Stichwort „AIDA-Prinzip“). Schließlich darf bei aller Fokussierung auf den Content nicht dessen Multiplikation vergessen werden – Inhalte müssten geteilt und geshared werden bzw. ein Retargeting auf die Zielgruppe stattfinden.


500.000 Pis mit SEO von 0 auf 100 in der Nische (Matthias Gräf)

Sehr spannend war auch der Vortrag von Matthias Gräf, Mitgründer des Online-Portals golfpost.de, der aus dem Nähkästchen seines SEO-Alltags berichtete.

Er zeigte auf, dass man Pressemitteilungen für sein Portal verwenden kann und bei guter Performance sogar eine Einbindung bei Google News möglich ist. Golfpost.de verwendeten dafür relevante Mitteilungen über Golfsportevents, die sie auf der Homepage veröffentlicht haben.

Matthias Gräf betonte dabei immer wieder, dass trotz des Verzichts auf aktiven Linkaufbau auch eine effiziente Contentstrategie alleine zum SEO-Erfolg führen kann.

Ebenso interessant war auch die Strategie, auf Fernsehwerbung abgestimmten Content zu schalten. So schaffte es golfpost.de, in den ersten Wochen der Werbeausstrahlung eines Mitbewerbers auf den ersten Plätzen in der organischen Suche zu ranken. Allerdings ist dieses Mittel natürlich für Rechtsanwälte nicht ohne weiteres übertragbar. Hier sollte man eher aktuelle Themen aufgreifen wie zum Beispiel den VW Diesel-Skandal oder die Deckungsablehnung bei Sturmschäden.


Fazit

Leider waren die Vorträge etwas zu straff organisiert. D.h. man hatte wenig Zeit, um den Vortragsraum zu wechseln. Hier wäre ein größerer Puffer wünschenswert gewesen, denn manche Vorträge fingen bereits an, obwohl andere noch nicht beendet waren. Dadurch hatte man beim einen oder anderen Mal den Start verpasst. Zudem war der Andrang so groß (was ja an sich ein gutes Zeichen ist), dass bei einigen Vorträgen nur mühsam Platz für alle Zuhörer gefunden wurde.

Inhaltlich lieferte der SEO-Day ein breites Angebot an Inhalten für jede Wissensgruppe, vom SEO-Einsteiger bis zum Experten. Deshalb verwunderte es auch nicht, dass man den einen oder anderen Tipp schon gehört hatte. Auffällig war hierbei aber, dass immer wieder auf eigentlich triviale Dinge hingewiesen wurde. Wer hier schludert, riskiert ein schlechtes Ranking seiner Seite für unbestimmte Dauer.

Schließlich wurde vielfach die Wichtigkeit einer Gesamt- und Marketingstrategie für ein Unternehmen und seinen Webauftritt betont. Es wurde deutlich, dass der SEO-Bereich weiterhin einer ständigen Dynamik und neuen Erkenntnissen unterworfen ist. Es bleibt wichtig, mit seinem Wissen und dessen Online-Umsetzung „up-to-Date“ zu bleiben. Welche Stellschrauben allerdings beim eigenen Unternehmen genau gedreht werden müssen, dafür gibt es weiterhin kein Patentrezept – hier sind eigener Sachverstand oder fremde Expertise gefragt.

 

Über den Autor

Lars Hasselbach ist Gründer und Geschäftsführer von AdvoAd, einer auf Rechtsanwälte spezialisierten Agentur für Online Marketing. Er arbeitet seit 2005 mit Google AdWords und war u.a. Lehrbeauftragter für Suchmaschinenmarketing an der Hochschule Darmstadt. Außerdem verantwortete er über mehrere Jahre die AdWords-Kampagnen der Deutschen Telekom und von E-Plus.